Ich bin nicht falsch!

 

Emotional auffällig, ADHS, Konzentrationsschwäche, keine Geduld, erhöhte Agressivität, zu schüchtern, zu ängstlich, zu still, zu laut, zu schnell überfordert, zu ...

 

Heute sind so viele Kinder einfach FALSCH.

 

Ich kenne mittlerweile immer mehr Kinder, die angeblich nicht passen, unangenehm auffallen und anstrengend sind. Ich kenne so viele Kinder, die mehr Zeit in Therapien verbringen, als sie Freizeit haben.

 

Wie kann das sein? Muss das sein?

 

Ja, sehr oft muss das so sein, denn so manche Therapieansätze schenken den Kindern eine geniale Unterstütztung und Förderung, um in dieser Gesellschaft überhaupt bestehen und sich artikulieren zu können.

Manch andere wollen einen Fehler beheben, ein Symptom wegmachen.

 

Ich stelle mir jedoch immer öfters die Frage, ob es nicht eher so ist, dass viele diese Kinder nicht falsch sind, sondern wir, als Gesellschaft, sie nur als falsch sehen. Ich frage mich, ob es nicht endlich an der Zeit wäre, unsere altmodischen Ansichten und eingebrannten Glaubensätze, wie ein jungen Mensch sich zu verhalten hat, zu hinterfragen.

 

Die Kinder sollen leider noch immer systemtauglich gemacht werden.

Sorry, das musste jetzt sein.

OK, nehmen wir lieber das Wort "gesellschaftstauglich".

 

Was bedeutet das eigentlich?

Bedeutet es angepasst und unauffällig?

Bedeutet es, nichts zu hinterfragen und einfach das zu tun, was man ihm und ihr sagt?

 

Das Lieblingswort dafür scheint in unseren Reihen das Wort BRAV zu sein.

Ja, ein Kind soll brav sein und keine Probleme machen, nicht widersprechen und leise sein. Es soll wenn möglich so still und folgsam sein, dass man (Erwachsener) sein eigenes, angepasstes Leben möglichst unspektakulär weiterleben kann. Keine Aufregungen also und alles wie gewohnt und wie immer.

 

Ganz wichtig dabei: NUR NICHT AUFFALLEN!

 

Immer mehr Eltern kommen dabei an ihre Grenzen. Ihre Kinder machen "Probleme" in der Schule oder im Kindergarten, was für die Eltern sehr fordernd und zermürbend ist. Ständig hören sie, was nicht alles passt, nicht geht, wie oft das Kind stört.

 

Die einen Eltern, denen das "nicht Auffallen" von großer Bedeutung ist, machen ihrem Kind dann noch mehr das Leben schwer.

Die anderen Eltern sind traurig und verzweifelt und wollen irgendwas finden, was ihrem Kind und auch ihnen hilft. Sie wissen, dass ihre Tochter oder ihr Sohn nicht falsch ist. Sie sind anders. Aber warum?

 

Ja, die Kinder dieser Zeit sind ANDERS!

 

SIE SIND NICHT FALSCH, SIE SIND EINFACH NUR ANDERS!

 

Diese Kinder werden immer mehr und mehr.

 

Diese Kinder brauchen uns, weil wir sie brauchen.

Und wir brauchen sie GENAU SO wie sie sind.

 

Diese Kinder kommen mit einem Rucksack auf die Welt, der einen ganz anderen Inhalt hat, als der Rucksack der Generationen davor, inklusive uns, mit sich brachten. Sie haben Gaben mitbekommen, die eigentlich uns, unserer Gesellschaft dienen. Das dürfen wir endlich erkennen und akzeptieren.

 

Diese Kinder nehmen viel mehr wahr.

Diese Kinder sehen vieler klarer und durchschauen sowohl uns, als auch das, was um uns passiert.

Diese Kinder gehen voran.

Diese Kinder haben Mut.

Diese Kinder wissen bereits.

Diese Kinder kommen mit unreflektierten Erwachsenen einfach nicht klar und zeigen das auf. So wird so mancher Pädagoge relativ schnell an seine Grenzen gebracht. (Wenn er wach ist, nimmt er dieses Geschenk gerne an.)

 

NOCH sind es die Kinder, die falsch sind.

Doch das wird nicht mehr lange dauern, bis sich diese Ansicht verändert.

 

Immer mehr Eltern stehen mutig zu ihren Kindern. Suchen die passenden Therapien und Hilfestellungen und stärken ihre Kinder und sich selbst, so gut sie nur können.

 

Ich persönlich bemerke in meine tiergestützten Therapiebegleitungsstunden mit diesen wundervollen Familien, dass es meistens "nur" darum geht, nicht das störende Symptom zu bekämpfen, sondern zu erkennen, dass das Symptom nur ein Syptom ist, das aufgrund des nicht verstanden Werdens und gesehen Werdens entstanden ist. Die Ursache der Probleme ist immer eine ganz andere.

 

Im Umgang mit den Tieren zeigt so manch ungeduldiges Kind, wie geduldig es sein kann.

Im Umgang mit den Tieren zeigt so manch schüchternes Kind, das es sehr wohl Grenzen setzen, sich groß machen und für sich einstehen kann.

Im Umgang mit den Tieren zeigt so manch kontentrationsschwaches Kind, wie konzentriert und fokusiert es sein kann.

 

Warum bei den Tieren?

Warum nicht im Alltag?

 

Ja WARUM?

 

Diese Frage dürfen WIR uns stellen.

 

Bei den Kindern ist immer alles da.

Sie haben alles mitgebracht und noch viel mehr.

 

Diese Kinder sind nicht falsch.

Wir sehen sie falsch.

Wir sehen sie aus unseren Realtitätsblasen heraus, die mit alten, überholten, mittlerweile falschen Ansätzen und Glaubenssätzen vollgepackt sind.

 

Wir dürfen uns verändern.

Wir dürfen uns, unsere Gedanken und unser Glauben hinterfragen.

Wir dürfen unseren Geist weiten.

Wir dürfen erkennen, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die von uns fordert, dass wir diese neuen Menschen fördern.

 

FÜR DIE KINDER, die noch nie falsch waren!

 

Petra